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Der südliche

Elsass

... Endlich haben wir nach 6 Stunden dösiger Autobahnfahrt unser Zielgebiet erreicht! Wir überqueren in Breisach nah bei Freiburg den

Rhein und befinden uns auf elsässischem Asphalt. Das bedeutet: Buntes Fachwerk und schöne Weindörfer, herrliche Panoramen in den Vogesen, Schlemmern auf der Käsestraße, wildromantische Burgen auf Felsvorsprüngen, Klapperstörche und vieles mehr. Eifrig stöbern wir in unserem neu erwobenen Womoführer herum auf der Suche nach einem Stellplatztip. Und wir werden auch

fündig! Nur fünf Kilometer vom Rhein entfernt liegt laut unserem Reiseführer der Ort Neuf-Brisach.  Dort gibt es eine Wiese an dem ehemaligen Hafenbecken eines vor Jahrzehnten still gelegten Kanals. Ein Schotterweg führt uns dahin, wo die Frösche quacken und die Schwäne dümpeln. Mit einem Gefühl, hier gut aufgeho- ben zu sein, schlafen wir kurze Zeit später ein. Bis auf einen kleinen Zwischenfall, wo ein verwildertes Kätzchen an unserem  Bus scharrt und mir einen Schrek- ken einjagt, war unsere erste Nacht doch recht ruhig ...

Unser erster Stellplatz liegt an einem ehemaligen Kanal, da wo die Frösche quacken und die Schwäne dümpeln.

Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, machen wir einen kleinen Spaziergang. Das kasernenartige Neuf- Brisach mit einem Exerzierplatz in der Mitte wird dominiert von der ehemaligen Vauban-Festung. Mehrere Wälle und gigantische Mauern umgeben den Ort, der nur über 4 Brücken erreicht werden kann. Besonders romantisch sehen die verwilderten Obstbaumwiesen aus, die sich zwischen den Ruinen ausgebreitet haben.

Mehrere Wälle und Mauern umgeben das kasernenartige Neuf Brisach.

Verwilderte Gärten haben sich  zwischen Ruinen ausgebreitet.

Bis nach Colmar sind es nur 15 Kilometer, und kurze Zeit später befinden wir uns im Museum Unterlinden, dem kunstgeschichtlichen Höhepunkt dieser Stadt. Alleine schon das Gebäude und der Kreuzgang des ehemaligen Dominikanerklosters sind sehenswert. Angeblich soll dieses alte Gemäuer mit seinen

wertvollen Bildern nach dem Louvre das am zweit meisten besuchte französische Kunstmuseum sein. Die große Berühmtheit verdankt das Museum dem “Isenheimer Altar” von Matthias Grünewald. Auf den Bildern des Flügelaltars mit zwei

feststehenden und vier aufklappbaren, beidseitig bemalten Tafeln hat der Künstler im Jahre 1512 mit ungewöhnlicher Ausdrucksstärke die Kreuzigungs- szene sowie die Auferstehung dargestellt. Man muß sich Zeit nehmen für dieses einmalige Kunstwerk, um die Details der farbigen Bilder zu betrachten. Hilfreich ist auf jeden Fall die Audioführung über Kopfhörer, wobei die Bildmotive, Details und Hintergründe  in deutscher Sprache und auf verständliche Art und Weise interpretiert werden. So erfahren wir unter Anderem, daß ab dem Ende des 15. Jarhunderts Pestkranke und Etileptiker vor den Flügelaltar geführt wurden, wo die Kranken dann auf ein Wunder hoffen

Das ehemalige Kloster Unterlinden hat einen schönen Kreuzgang.

konnten. Das fiel denen wahrscheinlich nicht schwer, durften sie sich nämlich mit dem leidenden Christus und den mit von Pestbeulen übersäten Leichen, gemalt mit unglaublicher Leuchtkraft und Lebensnä- he, identifizieren. Angesicht der Berühmt- heit des “Isenheimer Altars” treten leicht und völlig zu Unrecht die anderen Meister- werke, die in der selben Kapelle ausgestellt  sind, zurück. Vor allem sollte man den Pas- sionsaltar von Martin Schongauer nicht übersehen. Das Museum beherbergt aber auch noch andere zahlreiche Schätze wie Möbel, Teppiche, Trachten, Porzellan,

Die Kreuzigungsszene ist eins der Motive auf dem Isenheimer Altar.

Rüstungen und Waffen, Goldschmiedearbeiten, archeologische Funde, moderne Kunstwerke (unter anderem von Picasso) und das älteste elsässische Altarbild, nämlich den Passionsaltar von Isenmann,

einem Lehrmeister Schongauers. Als wir das Museum, das wir schon frühzeitig aufsuchten, verlassen, ist der Andrang an der Kasse mittlerweile sehr groß. Aber damit 

Dementsprechend groß ist daher der Anteil an sehenswerten Häusern und Palästen. Ziellos und ohne einen Plan in der Hand, lassen wir uns von der malerischen Schönheit der Altstadt

überraschen. Die   zufällige Vermischung von Alltäglichkeiten und Sehenswürdigkeiten gefällt uns besonders gut an Colmar.

Am Besten schlendert man ohne Plan durch die bezaubernde, nicht allzu große Altstadt von Colmar und läßt sich von den Sehenswürdigkeiten und Alltäglichkeiten überraschen.

Es ist spät am Nachmittag, und wir beschließen, nachdem wir uns in einem Supermarkt mit Wein, Käse, Pastete und Baguette eingedeckt haben, einen Abstecher in das benachbarte Turckheim zu 

unternehmen. Dieser Weinort, wo übrigens der Christbaum erfunden wurde, ist mit einer der schönsten renommierten Weinstraßenorte, der touristisch noch nicht ganz verkitscht wurde. Wir passieren das mächtige Stadttor und befinden uns auf dem schönen Marktplatz, der umgeben ist von mittelalterlichen Häusern. Ein malerischer Brunnen rundet das harmonische Stadtbild ab.

Turckheim

Wir passieren das Stadttor und befinden    uns in dem mittelalterlichen Turckheim.

Sehr malerisch sieht die Grünanlage mit dem Blumen geschmückten Holzkarren aus.

Aber nicht nur der Marktplatz ist sehenswert. Da wäre zum Beispiel die Kirche noch zu erwähnen mit der herrlich gemusterten und  farbigen Turmspitze oder die liebevoll ange-   legte Grünanlage mit den Blumen- teppichen darauf. Sehr malerisch 

und gelungen sieht  auch der alte hölzernde Karren aus, der mit ausgedienten eichernden Weinfässern beladen ist, aus denen in üppiger Manier Geranien in allen Farben sprießen. Ge- nauso bunt wie die Blumen ist auch das Fach- werk in Turckheim. Besonders anschaulich zeigt

Auf engstem Raum tummelt sich Fachwerk in allen Farben herum.

sich das in einem der verwinkelten Hinterhöfe, wo sich auf engstem Raum Fachwerk mit den unterschiedlichsten Farben herumtummelt. Der Stellplatz am Bahnhof sagt uns nicht zu. Daher beschließen wir, noch bis nach Eguisheim zu fahren, das nur ein paar Kilometer südlich von hier liegt. Dort finden wir eine ruhige Stelle zum Übernachten vor dem Friedhof.

Einen Steinwurf entfernt vom Marktplatz liegt das Hotel De Ville und die Kirche.

Eguisheim

 

Am nächsten Tag sind wir früh auf den Beinen. Das hat auch einen Grund, denn Eguisheim steht auf der Reisebus-Hitliste ganz oben, und auf Touristenrummel in engen Gassen haben wir keine Lust. In Eguisheim geht es auch sonst im wahrsten Sinne des Wortes rund, besonders bei der Stadtbesichtigung. Das Städtchen ist nämlich

kreisförmig gebaut, und der Circuit Touristic ist vielleicht der schönste aller Weinstädte, voraus- gesetzt, daß die Geranien blühen und daß nicht gerade mehrere Reisebusse entladen. Wir folgen den Schildern des Rundwegs und befinden uns  auf einer schmalen Kopfsteinpflastergasse zwi- schen buntem und krummem Fachwerk und es  blüht aus allen Nähten. Ich habe selten so üppig bepflanzte Hausfassaden auf einmal gesehen. Ein 

Der Circuit Tourisme führt uns zu den   malerischsten Winkeln von  Eguisheim.

Postkartenmotiv löst das andere ab, und ich weiß nicht was ich zuerst fotografieren soll. Geranien in den knalligsten Farben quellen aus den Blumenkästen, die an den Fenstern angebracht sind. Auf dem Boden stehen lehmfarbene Tontöpfe, aus denen duftender Oleander und anderes Mediterrane sprießt.

Und Last not Least rankt neben 2 Meter hohen Stockrosen der Wein an den Hausfassaden empor. Auf dem Marktplatz in der Mitte hat bereits ein Bistro geöffnet. Für uns ein willkommener Anlass, bei einem Kaffee die Ruhe vor dem Sturm zu genießen. Im Hintergrund hören wir das Plätschern von einem

der so stilvollen Dorfbrunnen, die so typisch sind für die Weindörfer hier im Elsass. Als die ersten Touristen eintreffen, haben wir bereits bezahlt und begeben uns zu unserem Womo. 

Blumen und altes Fachwerk stehen im Einklang zueinander. Selten habe ich so viel Pflanzenpracht an Häuserfassaden erlebt wie in Eguisheim.

Stilvolle Brunnen wie in Eguisheim sind ganz typisch für den Elsass.

Marktplatz in Rouffach.

Südliche Weinstraße.

denn auf unserem Tages- programm steht noch das Eco Musee in der Nähe von Mühlhausen. Auf dem Weg bis dorthin fahren wir möglichst auf den kleinen Straßen, die durch die Weinberge führen.

Es geht weiter,

Aber wehe, es kommt ein Traktor entgegen! Dann wird es sehr eng. Bequemer und für größere Fahrzeuge eher zu empfehlen ist sicherlich die N 83, die schnurgerade nach Süden führt, doch ist diese bei Weitem nicht so reizvoll. Eine monumentale Kirche erhebt sich

weit sichtbar aus der Rheinebene. Sie gehört zu dem mittelalterlichen  Rouffach. Wir parken auf dem Marktplatz, der zu den bedeutensten Sehenswürdigkeiten des Oberelsass zählt und unternehmen einen Rundgang. Außer den Patrizierhäusern, der imposanten Kirche, dem Rathaus mit Freitreppe und dem Hexenturm fallen uns dabei vor allem die vielen Storchennester auf. Insgesamt war Rouffach ein liebenswerter Ort, der seine Identität dem Tourismus noch nicht geopfert hat.

Störche sind im Elsass keine Seltenheit.

Allmählich kommt die Weinstraße zum Ende, und wir steuern nun zielstrebig das Eco Musee an. Dieses riesige Freilichtmuseum in Ungersheim  ist unser nächstes Highlight. 

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haben wir nichts mehr zu tuen. Auf uns wartet die zauberhafte Altstadt von Colmar. So schlendern wir über die Kopfsteinpflasterstraßen dieser tollen Stadt, die beide Weltkriege ohne Schaden überlebt hat.