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An einem stillen Waldsee mache ich eine Zigarettenpause.

Diese Hausruine sieht aus wie ein skurriles Kunstobjekt

Heute geht es wieder nach Hause. Wenn alles gut geht, dann schaffe ich die Strecke in drei Tagen. Das sind pro Tag circa 260 Kilometer mit meinem kleinen Roller. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 35 km/h sitze ich fast 8 Stunden am Tag auf dem Bock. Schon früh am Morgen verlasse ich den Campingplatz. Am Abend vorher hatte ich meinen Roller bereits beladen. Ich schlängele mich durch den Berufsverkehr von Prag und erreiche nach einer Viertelstunde den Stadtrand. Dank meines Navis finde ich in dem Gewirr von Straßen den Richtigen Weg, der mich durch eine schöne Landschaft führt.

Auf schönen Nebenstraßen geht meine Rollerfahrt Richtung Heimat

Stündlich lege ich dabei eine Pause ein um ne Zigarette zu rauchen. Landschaftlich besonders reizvolle Plätze suche ich mir dafür aus. Hin und wieder halte ich aber auch  an, um das ein oder andere schöne Motiv zu fotografieren. Eine Hausruine fällt mir ins Auge. Ich muß schmunzeln, denn ich habe noch nie so ein verrücktes, patchworkartiges  Dach gesehen, bestehend aus den unterschiedlichsten Materialien. Bäume sprießen dabei aus den zahlreichen Dachluken. Das ganze sieht irgendwie sehr skurril aus und könnte durchaus in seiner Häßlichkeit als ein modernes Kunstobjekt durchgehen.

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Ich durchquere so manchen verschlafenen Ort. Dabei ist Vorsicht geboten, wenn schnatternde Gänse über die Piste watscheln. Nicht selten sehe ich den erstaunten Blick von Kindern oder alten Leuten, die mir dann nachschauen, wenn ich sie grüßend passiert habe. Ein kläffendes Hundekonzert begleitet mich prinzipiell bei jeder Dorfdurchquerung. Städte liegen auf meiner Route so gut wie gar nicht. Ich mache einen Bogen drum herum.

Lautes Hundegekläff begleitet mich bei jeder Dorfdurchquerung

Nach circa 160 Kilometern erreiche ich das Grenzgebiet. Spätestens als ich den großen Trödelmarkt erblicke weiß ich, daß die Grenze in unmittelbarer Nähe liegen muß. Es ist allgemein bekannt, daß speziell an den Übergängen zu den ehemaligen Ostblockländern der Trödel groß geschrieben wird weil die Waren hier noch um einiges günstiger sind als bei uns. Viele Deutsche kaufen deshalb jenseits des Grenzbalkens im großen Stil ein.

Der große Trödelmarkt kündigt die nah liegende Grenze an

Ich habe die Grenze passiert und befinde mich wieder auf deutschem Boden. Nach ungefähr 80 weiteren Kilometern habe ich mein Tageslimit erreicht. Die Gegend hier ist sehr waldreich und es duftet überall nach Harz. Mitten im Wald geht eine Stichstraße zu einem kleinen Dorf hin. Spontan beschließe ich hier in irgend einer Pension zu übernachten. Besser als Zelten!. Der Gedanke, nach einem solch anstrengenden Tag etwas Leckeres zu essen um mich dann in ein frisch bezogenes gemachtes Bett kuscheln zu können ist äußerst angenehm! Nach kurzer Zeit werde ich auch fündig.

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Sehr waldreich ist die Gegend in der Nähe meines Quartiers

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1. Etappe

Der Thüringer Wald zählt zu den höchsten Mittelgebirgen.

2. Etappe

Meine heutige Etappe geht bis nach Bad Hersfeld. Größtenteils verläuft dieser Strecken- abschnitt durch den Thüringer Wald. Das bedeutet immer wieder Serpentinen, Steigungen und Gefälle. Armer kleiner Roller, was mußt du heute noch leisten!  Immerhin gehört dieses fast 1000 Meter hohe Mittelgebirge zu den höchsten in Deutschland.

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...Und genauso wie ich es mir vorgestellt habe verläuft auch der restliche Tag noch. Ich eße, trinke, dusch mir den Staub vom Leib, rauch ne Zigarette, leg mich in ein frisch bezogenes Bett und schlafe augenblicklich ein. Die Klamotten habe ich alle am Roller gelassen, bis auf meine Wertsachen und meinem Kulturbeutel inklusive Zahnbürste.

Viele Bäume hat der Sturm Kyrill entwurzelt oder umgeblasen 

Ich befinde mich nun auf den Höhenzügen des Thüringer Walds. Dabei fallen mir die vielen entwurzelten Bäume auf. Ganze Landstriche sind betroffen. Den Grund kenne ich, denn vor einem halben Jahr wütete der Sturm Kyrill in ganz Europa. Hier auf 900 Meter Höhe muß es wohl besonders schlimm gewesen sein. Obwohl viele der zerstörten Bäume bereits gefällt und zum Abholen gestapelt worden sind, gibt es immer noch schlimm verwüstete Waldgebiete, wo umgeknickte Bäume kreuz und quer auf dem Boden liegen und einem Mikkadospiel ähneln. Die Forstarbeiter werden noch lange damit beschäftigt sein.

Auffällig viele Holzstapel säumen die forstwirtschaftlichen Wege 

Es geht nun wieder bergab, und ich erreiche das schmucke Städtchen Schmalkalden am südwestlichen Hang des Thüringer Walds. Auf dem Marktplatz stelle ich meinen Roller ab und erfreue mich an dem abgerundeten, spätmittelalterlichen Stadtbild. Fachwerkhäuser  umgeben den Zentralplatz. Ich erfreue mich aber auch an der Thüringer Wurst, die ich, wo ich schon einmal in Thüringen bin, ausprobieren wollte und nun genüßlich verzehre. Noch einen leckeren Cappuccino, und dann starte ich wieder meinen Roller.

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Das Ort Schmalkalden hat einen mittelalterlichen Stadtkern 

Das Wetter ändert sich, und das Himmelblau wird abgelöst von der Farbe Grau. Die ersten dicken Regentropfen klatschen gegen die Windschutzscheibe. Ich halte an und schlüpfe schnell in meinen Regenkombi, den ich so verstaut habe, daß ich sofort drankomme. Und dann geht es so richtig los! Ich muß vorsichtig fahren, denn Pfützen haben sich auf der unebenen Straße ausgebreitet. Irgendwann zeigt mir das Navi an, daß ich rechts in den matschigen Waldweg einbiegen soll. Ich zögere, bin aber auch neugierig, wohin es mich führt. Die Navieinstellung  “kürzeste Route” kann sehr abenteuerlich sein, denke ich mir und schildere auf dem lehmigen Boden immer weiter. Der Waldweg geht in einen Feldweg über. Dieser mündet irgendwann wieder in die Straße, auf der ich vorher war. Abgekürzt habe ich vielleicht einen Kilometer. 

An irgend einer überdachten Bushaltestelle drehe ich mir mit klammen Fingern eine Zigarette. Ich bin ein wenig durchgefroren aber halte mir vor Augen, daß es bis nach Bad Hersfeld nicht mehr so weit ist. Für mich steht fest, daß ich auch hier nicht zelten werde. 20 Minuten später finde ich eine gemütlichen Gaststätte, wo ich auch übernachten kann. Nachdem ich mich geduscht habe, gehe ich nach unten in die Gaststube, um etwas zu trinken. Mit dem Wirt verstehe ich mich super! Er ist Liedermacher genauso wie ich und holt 2 Gitarren. Bis in die Nacht hinein geht unsere Musiksession. Dann gehe ich schlafen.

Die Navieinstellung “kürzeste Route” kann sehr abenteuerlich sein 

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3. Etappe

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Nach einem ausgiebigen Frühstück starte ich schon um 8 Uhr Morgens, denn heute habe ich die längste Etappe vor mir, bis nach Kaldenkirchen. Das sind 330 Kilometer! Ich bin mal gespannt ob ich diesen Marathonabschnitt schaffe. Übernachten könnte ich auch in Sindorf bei meinem Vater. Das wären knapp 70 Kilometer weniger.  Den ersten Kurzstopp lege ich kurz vor einer Eisenbahnbrücke ein, die mir schon von Weitem auffiel. Elegant spannt sie sich in weiten Bögen von einem Hang zum anderen. Ich finde, sie passt sehr gut ins Landschaftsbild und mache eine Aufnahme hiervon.

Elegant spannt sich die Eisenbahnbrücke über das Tal

Ich komme in die Gegend von Marburg. Hier war ich schon ein paar Mal mit dem Kanu, denn von hier aus kann man die Lahn stromabwärts bis zum Rhein paddeln. Ich kenne diese Landschaft eigentlich nur aus der Flußperspektive und sehe sie nun aus einem ganz anderen Blickwinkel. Ich bin angenehm überrascht und finde, daß dieser  Landstrich außer dem malerischen Fluß noch einiges Andere mehr zu bieten hat.

Malerisch finde ich die Gegend um Marburg herum

Das nächste Städtchen auf meiner Route ist Herborn. Hier will ich eine kleine Pause einlegen. Die habe ich mir auch verdient, denn als ich an der Fußgängerzone meinen Roller abstelle, habe ich 130 Kilometer bereits zurückgelegt. So wie in Schmalkalden prägen auch hier wunderschöne Fachwerkhäuser das Stadtbild. Klingt vielleicht komisch. Aber irgendwie schmeckt mir der Kaffee bei einer solch tollen Kulisse noch um so besser.

In dem Städtchen Herborn lege ich eine kleine Pause ein

Bevor es weiter geht, überfliege ich noch einmal die Landkarte. Sie zeigt mir bewaldetes und bergiges Terrain auf dem Weg nach Köln an. Dabei handelt es sich um nichts Ande-  res als den Westerwald, der von mir erobert werden möchte. Auch hier herrscht ein Bild der Verwüstung. Ganze Waldstriche sind vom Sturm niedergemetzelt worden. Überall riecht es nach Harz. Der Duft stammt von den Holzstapeln der frisch gefällten Bäume. Sie säumen in regelmäßigen Abständen den Forstweg, den ich mit dem Roller befahre. 

Auch im Westerwald wurde so mancher Baum Opfer des Sturms

Ich erreiche das Rheintal bei Troisdorf. Es regnet mal wieder in Strömen, und ich schlürfe einen heißen Kakao unter irgend einer Straßencafemarkise. Zum Glück handelt es sich nur um einen heftigen Regenschauer. Die durchkommende Sonne ist für mich dann auch das Signal zum Aufbruch. Köln liegt vor mir und ich treibe mit dem Verkehr Richtung Stadtmitte. Der Kölner Dom taucht immer wieder zwischen den Häuserzeilen auf und weist mir den Weg. Auf einen Zwischenstopp verzichte ich jedoch, denn ich war schon einige Male hier. Befinde ich mich doch bereits auf vertrautem Boden! 

Der Kölner Dom ist das Wahrzeichen von Köln

Auf dem Weg nach Hause mache ich noch einen Schwenk nach Sindorf, um meinen Vater zu besuchen. Hier könnte ich auch übernachten. Doch es zieht mich magnetisch nach Kaldenkirchen in mein eigenes Bett. Nur einen kurzen Zwischenstop lege ich daher bei meinem Vater ein. Nach einem gemeinsamen Abendessen mobilisiere ich noch einmal meine Kräfte und fahre die letzten 70 Kilometer bis nach Hause. Fotos mache ich keine mehr, denn ich kenne die Gegend blind. Nach insgesamt 14 Stunden Rollerfahrt habe ich den Punkt erreicht, wo alles begann. Es ist mein vertrautes zu Hause. Auch hier ist es schön, geht mir durch den Kopf. Dabei spüle ich den Staub mit ner Flasche Bier herunter und gehe schlafen.

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denn ich bin nur noch müde

 

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